Ich bin ein Prophet dessen, was war Poesie lesen von: Jehuda Amichai
Lesung & Gespräch
Jehuda Amichai (geboren 1924 in Würzburg, gestorben 2020 in Jerusalem) gilt als einer der bedeutendsten Dichter der hebräischen Sprache, sicher als der populärste. Er ist kein Autor nur für die Wenigen, was auch daran liegt, dass sich in seinen Gedichten etwas den Menschen tief Zugewandtes ausspricht, außerdem ist das Hebräisch seiner Texte bewusst einfach und kolloquial gehalten. (Es heißt einmal bei ihm, er verwende nur einen Bruchteil der Wörter im Wörterbuch.) Amichai schrieb Gedichte des Trostes, allerdings in dem Bewusstsein, die Welt sei von Erbarmen leer. Einer seiner Texte schließt mit dem Vers: „und vergesst nicht, auch die Faust war mal eine offene Hand und Finger.“ Seine Perspektive ist die eines Ungläubigen, gleichzeitig sind seine Gedichte voller Erinnerungen an eine traditionell jüdische Erziehung sowie Anspielungen auf die Bibel (vor allem auf Jesaja, die Klagelieder Jeremias und die Sprüche Salomos). In Deutschland blieb Amichai wie einige andere große Schriftsteller Israels (S. Yizhar oder Yaakov Shabtai) nahezu ungelesen, obwohl hervorragende deutsche Übersetzungen vorliegen (von unter anderem Anne Birkenhauer, Lydia und Paulus Böhmer).
In Lesung & Gespräch: Katharina Hacker | Jan Wagner
Moderation: Thomas Sparr